Koszalin (A.M./ASC) Am heutigen Donnerstag haben sich auf Einladung des Service- und Beratungscentrum der Euroregion Pomerania e.V. rund 100 Teilnehmer im Koszaliner Rathaus zu einem Gedankenaustausch zum Thema der Kernkraftnutzung getroffen.
Darunter auch Vertreter der Initiative AFLUM (Atomfreies Leben in der Uckermark), des Amt Gartz (Oder) mit Amtsdirektor Frank Gotzmann sowie Tantows Bürgermeister Andreas Meincke nebst Stellvertreter Andreas Schwarze.
Auch diverse Umweltgruppen aus Polen und Deutschland, wie die Franziskaner Umweltbewegung aus Polen oder Anti-Atom-Berlin, Fremdenverkehrsverbände aus der Region Koszalin oder Vertreter regionaler Verwaltungen, wie der Starost von Koszalin oder die Bürgermeisterin von Milelno waren anwesend und diskutierten mit.
Auf der Agenda der Veranstaltung stand ein Redebeitrag von Andrej Kierzek, dem Vizebürgermeister der Stadt Koszalin, welcher über Infrastruktur, Verwaltung und Tourismus und die Stadtentwickung Koszalins referierte.
Gefolgt von Jürgen Ramthun, Direktor der Energiewerke Nord aus Lubmin, berichtete er ausführlich und eindrucksvoll über den Rückbau des einstigen Atommeilers an der Küste Ostdeutschlands und wie das stillgelegte Gelände jetzt quasi wieder „reindustrialisiert“ wird. Herr Jürgen Ramthun lieferte wohl den ausführlichsten und sachlichsten Beitrag der Konferenz und war später dann auch derjenige der in der Diskussion die meisten Fragen beantworten durfte, was er sachlich und gegenüber Befürwortern und Gegnern der Atomkraft, sehr um Neutralität bemüht, tat.
Sein Fazit war, dass wenn sich ein Land für die friedliche Nutzung der Kernkraft entscheide, müsse man sich, sowohl bei der Entscheidung selbst, als auch dann vom ersten Schritt konkreter Planungen, über die wahrhaft gewaltigen Aufgaben eines Rückbaus der AKW, als auch der Problematik eines atomaren Endlagers im Klaren sein und diese Probleme auch von Beginn an in Angriff nehmen. Dies belegten vor allem die derzeit in Deutschland und vielen anderen „Atomländern“ gemachten Erfahrungen.
Olga Roszak-Pezala, die Bürgermeisterin von Mielno in der Wojewodschaft Westpommern, in jenem Ort möglicherweise Polens 1. Atommeiler ans Netz gehen soll schilderte ausführlich und sehr engagiert die Bedenken und Protestaktionen in ihrer Gemeinde. Für die überwiegende Mehrheit der Konferenzteilnehmer blieb es völlig unverständlich, dass das am 12.02.2013 in Mielno durchgeführte Referendum, in dem Sich 94% der Wähler gegen Atomkraft aussprachen, bis zum heutigen Tage ohne „offizielle Resonanz“ aus Warschau, Stettin oder Seitens des staatlichen Betreibers blieb.
Zugleich blieb Frau Roszak-Pezala jedoch auf die Frage des Tantower Bürgermeister Andreas Meincke nach einer alternativen Energiegewinnung in ihrer Gemeinde, z.B. mittels Windfeldern oder Solarparks, eine Antwort schuldig. (Not in my backyard?)
Der Gartzer Amtsdirektor Frank Gotzmann erkundige sich bei Marzena Budnik-Rodz, Leiterin der Abt. Infrastruktur der Wojewodschaft Westpommern, ob nun noch in diesem Sommer die endgültige Entscheidung zum Standort getroffen werde. Sie verwies dabei auf die Warschauer Regierung und das der Wojewodschaftsmarschall eher die Funktion eines „Beisitzers“ bei der Meinungsfindung habe.
Durch die Veranstaltung führte der Stettiner Professor Konrad Czerski, welcher jedoch augenscheinlich, nicht so ganz neutral, das ein- oder andere mal dass Wort „Pro Kernkraft“ ergriff und auf Umfragen verwies, wonach, mittlerweile über 50% der Polen schon für Atomkraftwerke votieren würden. Auch werde massiv sogenannte „Aufklärung“ mit einem Info-Bus betrieben welcher potentielle Standorte anfährt und den „Dialog“ mit der Bevölkerung und den politisch Verantwortlichen suchen solle.
Die Veranstaltung wurde von lautstarkem Protest mit Musik, Sprechchören und Tanz auf einer improvisierten LKW-Bühne vor dem Rathaus von schätzungsweise 50 Anti-Atomkraft-Gegnern begleitet. Es blieb jedoch absolut friedlich, denn zum Einen wurden die Demonstranten vom Koszaliner Viezebürgermeister eingaladen, an der Konfernz teilzunehmen und zum Anderen nutzten recht viele Konfernzteilnehmer auch Pausen (u.a. Gelegenheiten) mit den Demonstrationsteilnehmern ins Gespräch zu kommen.
Mehrere Demonstranten nutzten diese Gelegenheit und trugen zum interessanten Verlauf der Diskussion bei!
Die Befürchtung, welche auch die Autoren dieses Beitrages hatten, dass die Konferenz zu einer einseitigen „Werbeveranstaltung Pro-Atom“ ausarten würde, erfüllte sich – sehr zu unserer Freude – nicht, auch wenn das Bemühen der AKW-Befürworter hierzu nicht unbemerkt blieb…
Auf der Rückfahrt konnte die Redaktion übrigens auch noch eine ausklingende Protestaktion der Bauern in Westpommern (wir berichtetetn häufiger) beobachten – daher auch die Bilder der Traktoren… 😉
Hier die Bilder des Tages:
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Als Teilnehmer der Veranstaltung darf ich sagen die Feststellung es sei keine Veranstaltung ‚pro atom‘ gewesen stimmte nur bis gegen 15 Uhr. Danach hob Herr Professor Czersky ziemlich ungeniert das Hohelied der Atomkraft an zu singen. Wie anders soll man sonst seine Aussagen werten wie: erneuerbare Energien wären nur mit dauerhaften Zuschüssen rentabel? Und ich habe ein Leuchten in seinen Augen gesehen als er von den störungsfreien (weil noch nicht getesteten) Kernkraftwerken der 4.Generation mit 100% Effizienzsteigerung zur vorigen Generation sprach. Machen wir uns nichts vor: Die Eliten Polens sind weiter festen Willens diese AKWs zu bauen. Egal was die Bevölkerung sagt, egal was die Umwelt sagt. Versuchen wir es weiterhin, dies zu verhindern.
Sehr geehrter Herr Schmidt-Roy,
vielen Dank für Ihren Beitrag. Aus persönlichen Gründen waren beide Mitglieder der Onlineredaktion nicht mehr anwesend.
Augenscheinlich sollte zum Ende der Veranstaltung dann doch „ein Ergebnis“ konstruiert und verkauft werden, welches dem gesamten Tages- und Veranstaltungsverlauf in keinster Weise entspricht.
Dazu nutzte man, wie es aussieht einen Zeitpunkt, zu dem angereiste Teilnehmer, die vermutlicher Weise der Atomkraft mindestens skeptisch gegenüberstehen würden, bereits abgereist sein würden.
Dazu paßt es, dass zu diesem Zeitpunkt Herr Jürgen Ramthun, Direktor der Energiewerke Nord aus Lubmin, bereits abgereist war.
Zu dem sprach dann Frau Marzena Budnik-Rodz, Leiterin der Abt. Infrastruktur der Wojewodschaft Westpommern, irgendwie dann nur noch von „der Rolle der Bedeutung“….
Leider sind „WIR“ von der Onlinerredaktion auf diesen Trick reingefallen… – beim ächsten Mal passiert das nicht wieder!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
A. Meincke für die Onlineredaktion
Ehrliche „Politik(er)journalisten“…. Es besteht Hoffnung 😉
Bin selbst bis zum Ende der Konferenz geblieben. Kann das, was Herr Schmidt-Roy schreibt, nur bestätigen. Professor Czerski, ein bekannter Pro-Atom-Propagandist, nutzte schamlos seine Moderadtorposition -insbesondere in der letzten Stunde, die einer offenen Diskussion dienen sollte- dazu, die Nutzung der Atomkraft zu propagieren und kritische Stellungnahmen zu „korrigieren“.
Vielen Dank für die vielen Fotos.
@ Herr Reese,
wir stellen die Fotos & den Text gerne zur Verfügung. Falls Sie mitbekommen wo diese genutzt werden posten Sie hier einfach mal den Link. Danke