(A.M.*) Swobnica (deutsch Wildenbruch in Pommern) ist ein Dorf mit 700 Einwohnern in der polnischen Woiwodschaft Westpommern im Powiat Gryfiński (Kreis Greifenhagen), in der Gemeinde Banie (Bahn). Seine Hauptattraktion, besonders für historisch interessierte Besucher, ist das Schloß Wildenbruch mit seiner langen & wechselvollen Geschichte.
Der Ort liegt etwa 50 Kilometer südlich von Stettin (Szczecin), unmittelbar am südlichen Ufer des Jezioro Długie (Langer See). Die nächstgelegenen größeren Städte sind Gryfino (Greifenhagen) im Nordwesten,Chojna (Königsberg in der Neumark) im Südwesten und Pyrzyce (Pyritz) im Nordosten. In 28 Kilometer Entfernung befindet sich ein Grenzübergang nach Schwedt.
In den Sommermonaten kann das Gelände an den Wochenenden von 09:00 bis 18:00 Uhr besucht werden. Der Eintitt beträgt für Einzelpersonen 5 PZN (ca. 1.25 €) und eine Familienkarte kostet 12 PZN (ca. 4 €). Leider kann der Eintritt nur in Zloty gezahlt werden.
Die Besucher können dafür den restaurierten Bergfried (wir berichteten) besteigen, welcher einen tollen Blick in die Landschaft Hinterpommerns bzw. der Neumark bietet. Das Schloß selbst ist auch mittlerweile wieder zugänglich. Was man zu sehen bekommt, ist einerseits ob des erbarmungswürdigen Zustandes des Gebäudes, zum Weinen, andererseits bieten sich an verschiedenen Stellen interessante Einblicke in die Handwerkskunst der Vorfahren… Im Vergleich zu 2014 ist es aber sehr viel besser, auch der rechte Schlossflügel kann mittlerweile wieder begangen werden!
Was vor Ort ein wenig fehlt, sind Informationen zum Objekt, sei es in Form von Flyern oder auch mit Ausstellungstafeln oder Ähnlichem. Dies würde sicher den Besuch bereichern. Schrieben wir noch 2014, beim letzten Besuch, mittlerweile gibt es auch einen informativen Flyer in deutscher Sprache!
Hier eine kleine Fotostrecke vom Besuch 2019:
Bewundernswert sind aber die Anstrengungen der Freiwilligen der Gesellschaft Schloss Wildenbruch | Swobnica e.V. und der Gemeinde Banje für den Erhalt des historischen Ensembles, welches in dieser Form einzigartig sein dürfte. Warum?
DIE JOHANNITERBURG
1377 erhielten die in Rörchen (Rurka) ansässigen Johanniter von den pommerschen Herzögen Swantibor I. und Bogislaw VII. die Erlaubnis zum Neubau einer Burg. Dabei entschieden sie sich für Wildenbruch, wo sie am Rand des später sogenannten Schlosssees eine künstliche Insel anlegten. Grund für den Umzug waren heftige Auseinandersetzungen mit den Bürgern von Königsberg in der Neumark (Chojna), die 1373 zur Zerstörung der Johanniterkomturei in Rörchen geführt hatten.
Bis 1382, also in nur fünf Jahren, konnten die Johanniter ihre neue Burg in Wildenbruch weitgehend fertigstellen. Noch heute sind wesentliche Bestandteile davon erhalten.
Der markante Bergfried erreicht eine Gesamthöhe von 25 Metern. Er setzt sich aus einem Sockel auf quadratischem Grundriss von elf Metern und dem 14 Meter hohen Turmschaft zusammen. Ursprünglich war der Turm sogar noch um ein weiteres Geschoss erhöht, das mit einem spitzen Kegeldach gedeckt war.
Drei Seiten der ursprünglich vierseitig geschlossenen Ringmauer, die annähernd ein Quadrat von 50 × 50 Metern umschreibt, bilden jetzt die Außenfassaden des Schlosses und sind sogar noch in ihrer ursprünglichen Gestalt wahrnehmbar, blieben sie doch stets unverputzt.
HOHENZOLLERNSCHLOSS
Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges wurde die Johanniterkomturei aufgelöst. Mehrfach wechselte die Burg fortan zwischen Schweden und Brandenburg hin und her, ehe sie 1679 endgültig an Brandenburg gelangte. 1680 erwarb Kurfürstin Dorothea (1636–1689), die zweite Gemahlin des Großen Kurfürsten (reg. 1640–1688), die Burg samt einigen zugehörigen Dörfern und vereinte sie mit ihren Ämtern Schwedt und Vierraden zur Herrschaft Wildenbruch-Schwedt.
Der besondere Rang der heutigen Anlage beruht auf der Umwandlung der Burg in ein repräsentatives Schloss. Mit diesem Umbau beauftragte Kurfürstin Dorothea den niederländischen Architekten Cornelis Ryckwaert (gest. 1693). 1685 ist auch der kurfürstliche Oberbaudirektor Johann Arnold Nering (1659–1695) involviert.
GESCHICHTE NACH 1945
Am 3. Februar 1945 erreichte die Rote Armee Wildenbruch. Am 22. Juni trafen die ersten polnischen Staatsbürger ein, ein größerer Zustrom erfolgte Ende August 1945. Am 26. Juni 1945 verließen die letzten Deutschen den Ort. Wildenbruch hieß fortan Swobnica.
Die polnische Verwaltung übernahm ein völlig intaktes Schloss, das zunächst kurzzeitig in Wohnungen umgewandelt wurde. 1948 machte die staatliche PGR das Schlossgebäude und die zugehörigen Ländereien zum Bestandteil eines Landwirtschaftsbetriebs und nutzte das Corps de Logis fortan für Büros. Damit knüpfte sie letztlich an den Gutsbetrieb aus der Zeit vor 1945 an.
Am 31. März 1957 wurde das Ensemble von Stettin (Szczecin) aus unter Denkmalschutz gestellt. Man war sich also schon früh seiner hohen Bedeutung als Kulturdenkmal bewusst.
Erst ab den 1960er Jahren setzten Missnutzung und damit der Niedergang des Schlosses ein. Zeitweilig diente es als Getreidelager. Doch war diese Nutzung immer noch besser als der Leerstand der 1970er und 1980er Jahre. Pläne der Jahre 1977/1978, hier eine Ferienanlage einzurichten, blieben unverwirklicht. Sie hätten von der Substanz im Inneren des Gebäudes wenig übriggelassen und seine Geschichte völlig negiert.
NEUBEGINN AB 2010
Parallel zum Verfall des Schlosses stieg das Interesse einzelner Bürger und Gruppen für das wertvolle und geschichtsträchtige Kulturdenkmal, sei es in Polen, sei es Deutschland. Der Besitzer ließ sich freilich weder durch Druck der Behörden noch durch gutes Zureden zu Sicherungsmaßnahmen überreden.
Polnische Bürger schlossen sich daraufhin zu einem Verein zusammen und protestierten 2009 verstärkt gegen den Niedergang des Schlosses. Daraufhin formierte sich Anfang 2010 in Berlin die Gesellschaft Schloss Wildenbruch | Swobnica e.V., deren Gründungsmitglieder schon länger mit dem Investor in Kontakt standen, um ihn für Rettungsmaßnahmen zu gewinnen.
Sein Ansinnen, unserem Verein das Schloss zu übergeben, konnten wir freilich nicht annehmen. So entwickelten wir die Idee, dass er es der Gemeinde Bahn (Banie) übereignen solle, und traten fortan als Vermittler bei diesen schwierigen Verhandlungen auf. Es dauerte noch bis zum 14. November 2011, ehe die Gemeinde das Schloss übernahm.
* Unter Nutzung von Auszügen des Wikipediabeitrages (DEU) über Swobnica und der Homepage der Gesellschaft Schloss Wildenbruch | Swobnica e.V.
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