Kahlfraß des Schwammspinners
Ein Bericht der MOZ:
Passow (Oliver Schwers) Allerorts macht der Eichen-Prozessionsspinner Schlagzeilen in der Presse. Doch in der Uckermark verbreitet sich derzeit ein weiterer Schädling. An der B 166 bei Passow frisst der Schwammspinner ganze Lindenbäume kahl.
Die dicken Raupen ziehen schmatzend über die Zweige der erst vor wenigen Jahren gepflanzten Linden dahin. Sie hinterlassen nicht ein einziges grünes Blatt. Der Fresslust der nimmersatten Tiere scheint kein Kraut gewachsen zu sein. Gleich mehrere Linden entlang der B 166 zwischen Passow und Zichow in Höhe des dortigen Windfeldes sind von der Gier der auffälligen Raupen mittlerweile komplett entlaubt worden. Nach ihrer ausgiebigen Speise verpuppen sich die Schwammspinner. Anschließend schlüpfen Schmetterlinge.
Doch in diesem Jahr scheint die normale Abfolge in der Natur außer Kraft zu sein. Wer sich die Bäume genauer ansieht, entdeckt Schmetterlinge, Raupen und Eier – also alle Stadien – gleichzeitig. Aufmerksam geworden sind Bürger aus Wendemark auf die kahlen Stellen in der Chaussee. Sie vermuteten den Eichen-Prozessionsspinner, der sich wie eine Epidemie in Teilen Brandenburgs ausbreitet. Doch er bevorzugt tatsächlich meist Eichenbäume. Normalerweise macht das auch der Schwammspinner. Aber in Ermangelung von Eichen fällt er nun über Linden her.
Die bis zu sieben Zentimeter langen Raupen zeigen auffällig rote und blaue Warzen. Deren Haare sollen für den Menschen allerdings nicht so gefährlich wie die des Eichen-Prozessionsspinners sein. „Es besteht also kaum ein Risiko für vorüberkommende Radfahrer“, sagt Ulrike Holz vom Pflanzenschutzdienst des Landes Brandenburg. „Nur bei hypersensiblen Menschen sind Auswirkungen bei Berührung nicht auszuschließen.“
Wie weit der Schwammspinner verbreitet ist, lässt sich nicht genau ermitteln. Er tritt derzeit an verschiedenen Orten noch relativ vereinzelt auf und ist momentan vermehrt im Oderbruch und in der Uckermark entdeckt worden. Am auffälligsten zeigt er sich bei Kahlfraß. „Normalerweise gibt es bei der Population von Insekten immer ein Auf und Ab“, erklärt Ulrike Holz. „Das kann man beim Eichen-Prozessionsspinner allerdings zurzeit nicht sagen. Hier herrscht offenbar ein Dauerhöhepunkt.“
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